7.1.5 Thrombocytopenia- Absent- Radii Syndrom (TAR)

Pathogenese

Autosomal rezessiv vererbte Erkrankung, die 1969 von Judith Hall als Syndrom zusamengefaßt und beschrieben wurde. Die genaue Pathogenese der Erkrankung konnte bisher nicht geklärt werden. Das Wachstum myeloischer Lind erythropoetischer Vorläuferzellen ist im Kolonie- Assay unauffällig. Bei der Entwicklung der Megakaryozyten kommt es in einem frühen Stadium zu einer Ausreifungsstörung (Letestu et al. 2000). Im Serum der Patienten zeigen sich erhöhte Spiegel von TPO. Obwohl die Thrombozyten eine normale Expression des TPO- Rezeptors c-Mpl zeigen, konnte ein Defekt in der intrazellulären Signalübermittlung des TPO- Rezeptors gezeigt werden (Ballmaier et al. 1997).

Klinik

Die pathognomische Besonderheit des TAR- Syndroms ist eine bilaterale Aplasie der Radien. Im Gegensatz zur Fanconi- Anämie sind die Daumen immer ausgebildet. Die meisten Patienten zeigen zusätzliche Fehlbildungen im Skelettsystem, zu 60 % die obere Extremität betreffend. Fehlbildung am Herzen sind möglich. Oft wird eine Unverträglichkeit von Kuhmilch beschrieben. Postnatal kommt es bei den meisten Kindern zum Auftreten von Blutungszeichen. Das initiale Knochenmark ist normozellulär mit einer verringerten Anzahl von Megakaryozyten. Die meisten Kinder entwickeln neben der schweren Thrombozytopenie eine Leukozytose im Blutbild Innerhalb des ersten Lebensjahres kommt es zu einem spontanen Anstieg der Thrombozyten über 100.000/µl. Die Entwicklung einer Panzytopenie ist nicht bekannt (Hedberg und Lipton .1988). Die Entwicklung in eine Leukämie ist in einem Fall beschrieben

worden (Camitta et al. 1993). Eine pränatale Diagnose ist durch Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft möglich.

Therapie.

Die beschriebenen Todesfälle beim TAR- Syndrom resultieren aus Blutungen während des ersten Lebensjahres. Durch die Möglichkeiten der Transfusion von Thrombozytenkonzentraten konnte dieses Risiko stark herabgesetzt werden. Wird pränatal die Diagnose eines TAR- Syndroms gestellt, sollte zur Vermeidung von Blutungskomplikationen keine vaginale Entbindung stattfinden. Im Vordergrund der Therapie steht eine Korrektur der Fehlbildungen. Operative Korrekturen sollten zur Vermeidung von Blutungskomplikationen erst nach Anstieg der Thrombozytenzahlen erfolgen.

7.1.6 Autosomal dominante Thrombozytopenie

Pathogenese:

Autosomal dominant vererbte Erkrankung, die 2000 von Drachman beschrieben wurde. Die genaue Pathogenese ist unklar. Die Megakaryozyten im Knochenmark sind klein und unreif Im Kolonie- Assay zeigt sich eine gesteigerte Anzahl von Megakaryozyten Vorläuferzellen. Es findet sich ein leicht erhöhter Spiegel von Thrombopoetin. Der Defekt konnte auf Chromosom 10 identifiziert werden.

Klinik:

Die Patienten zeigen eine milde Thrombozytopenie. Der Übergang in eine

Panzytopenie oder in ein Myelodysplastisches Syndrom, sowie assoziierte

Fehlbildungen sind bisher nicht beschrieben. Die Morphologie der Thrombozyten

ist unauffällig.

Therapie:

Symptomatische Therapie der Thrombozytopenie bei Blutungzeichen.